Drei Schweinchen und noch jemand
Das Märchen „Drei Schweinchen“ ist ist wohl jedermann bekannt. Es fand den Weg zu uns aus der englischen Folklore. Das englische Original gibt den Schweinchen keine Namen. Dem Wolf gelingt es, die jüngeren zwei Schweinchen zu fressen, welche, anstatt sich ernsthaft mit dem Bau einer Behausung zu plagen, alle Zeit mit Spielen und Vergnügungen verbringen.
Wir selbst nun sind mit der von Michalkow geschaffenen Version dieses Märchens aufgewachsen. Sergei Michalkow übersetzte das Märchen recht frei. So erhielten die Schweinchen die Namen Naf-Naf, Nuf-Nuf und Nif-Nif, und der Wolf frisst niemanden, was ja auch ganz gut ist. Nebenbei bemerkt, die englische Originalversion war auf dem Gebiet der damaligen Sowjetunion nahezu unbekannt.
In Deutschland war neben der englischen Variante das Märchen „Zilli, Billi und Willi“ sehr populär. Geschrieben von der irischen Schriftstellerin und Illustratorin Elizabeth Shaw, die Mitte der vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts nach Deutschland emigriert war und hier viele Kinderbücher herausbrachte. Auch diese Geschichte endet nicht so traurig: alle Schweinchen bleiben am Leben und der Wolf läuft weg.
Am 28. Dezember 2017 erlebten wir in der Friedenskirche noch eine Version dieses Märchens. Ja, natürlich kommen auch in diesem Märchen Schweinchen vor. Die Willi (Alena Swinzizki), Billi (Alexander Belichenko) und Lilli (Artem Chursin) heißen. Der heimtückische Wolf (Leon Pfaffenroth) ist auch mit von der Partie, ist nur noch schlauer und schrecklicher geworden.
Im Verlauf der Handlung tauchen neue Helden auf der Bühne auf. Das sind der gemütliche und höfliche Igel (Nikolas Minke) mit dem zarten Eichenblatt (Annika Schmidt) auf dem Rücken, aber auch der stets angstvolle und durch den Wolf eingeschüchterte Unkonventionalisten-Hase (Angelina Schmidt).
Die Schweinchen unterscheiden sich stark von einander. Lilli ist das jüngste der Schweinchen. Es ist unbekümmert, fröhlich und lebt mehr in einer Phantasiewelt. Stellt euch vor, Lilli träumte sogar davon, dass ein Häuschen aus warmem Wasser oder aus Sonnenstrahlen zu bauen wäre, oder davon, im Garten Makkaroni anzubauen…
Billi ist der mittlere Bruder. Er ist ziemlich faul, grob und liederlich, möchte sich überhaupt nicht anstrengen, obwohl er viel weiß, jedoch nur theoretisch. Zum Beispiel weiß er theoretisch, wie Gemüse im Garten anzubauen und auch, wie der Schnee vom Weg zu räumen wäre. Billi spielt viel mit seinem jüngeren Bruder, sie verstehen sich gut. Man kann also sagen, dass Billi ein guter Bruder ist.
Willi ist das älteste der Schweinchen. Er ist besonnen, ernst und tüchtig. Billi und Lilli nennen ihn „Professor“. Es war er der ein stabiles steinernes Haus gebaut hat, und er ist es der brauchbare Ideen hat und auch seine Brüder rettet.
Der Wolf ist, wie es sich für ihn gehört, stets hungrig und daher stets auf der Suche nach etwas Fressbarem. Im Großen und Ganzen ein gewöhnlicher Wolf. Einer leckeren Speise widmet er wahre Poeme, seine Sprache ist sehr bildhaft. Daher sieht er in den drei Schweinchen nicht nur seine zukünftigen Opfer, sondern „drei Schüsseln Borschtsch“, „drei Portionen Ragout“, „drei Schweinekoteletts“ und „gebratene Frikadellen“. Der vom Anblick her gewöhnliche Wolf versetzt den Zuschauer dadurch in Erstaunen, dass er einen Hasen gefangen hält. Was bedeutet dies? Der Wolf, ist er ein durchtriebener Verbrecher, der den armen Hasen verhöhnt? Oder, ist der Wolf ein gutmütiges Geschöpf, dem das Verspeisen des Hasen und überhaupt auch jedes anderen Tiers leid tut, der nur auf Anweisung seines leeren Magens und zur Erhaltung seines Ansehens (um geachtet zu werden) jagt, sein Opfer aber nicht töten kann?
Der Hase, der vom Wolf gefangen gehalten wird, ruft beim Zuschauer widersprüchliche Gefühle hervor. Auf der einen Seite tut ihm der Hase einfach leid. Sklaverei… Ein solches Schicksal, das wünschst du niemandem. Auf der anderen Seite zeigen sich beim Hasen Eigenschaften, die abstoßen. Natürlich ist er, wie es sich für einen Hasen gehört, ängstlich. Aber, und das ist das wichtigste, schmeichelt er sich bei seinem Feind auch noch ein, nennt ihn Junker, widmet ihm Gedichte und sorgt sich um dessen Gesundheit.
In diesem Theaterstück gibt es noch eine Figur, den Igel. Er ist gutmütig, häuslich, sehr höflich und allem Anschein nach belesen, da er sich mit Poesie auskennt und weiß, wer die Brüder Grimm sind. Der Igel strahlt Ruhe aus, forsch niemanden aus, ist aber bereit zu Hilfe zu kommen. Aber im Verlauf der Handlung wird uns klar, dass er recht einsam ist. Sein ungewöhnliches Äußeres unterscheidet ihn von anderen Waldbewohnern. Er ist, nun, nicht so weich und flauschig. Er ist stachlig, daher hält man Abstand von ihm, niemand möchte besonders eng mit ihm befreundet sein. Irgendetwas schlechtes von ihm sagen kann andererseits aber auch niemand.
Der einzige Freund des Igels ist das Eichenblatt, das vom Baum direkt zu ihm auf die Stacheln fiel. Sehr bewegend klang das Lied des Blattes. In diesem Lied bedauert das Blatt seinen Freund und versteht ihn. Das Blatt ist sehr zart. Es scheint, dass selbst ein leichter Windhauch es weit weg wehen kann. Aber augenscheinlich hat es sich stark an den Igel gebunden und versucht, ihn nicht allein zu lassen.
Das Schauspiel ist gelungen. Es hat sehr gefreut, dass die kleinen Zuschauer sehr gut auf die Dialoge der Helden reagiert, die Späße verstanden und viel gelacht haben.
Ganz herzlichen Dank allen Schauspielern von Teremok und dem Regisseur Alexander Moskwin, die uns ein weiteres mal ein Fest geschenkt haben!
Gleich nach dem Schauspiel fand die lustige Neujahrsdiskothek um den Tannenbaum herum statt. Herzlichen Dank den Eltern, die den Tannenbaum geschmückt und die schöne Party unter seinen Zweigen geleitet, denen, die süße Geschenke organisiert und alles dafür getan haben, dass die Technik funktioniert hat!
Natalia Minke, Ingo Reiche
Foto: Anna Hafner, Alexander Boltkov